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Sexuelle Identität:Nicht Mann, nicht Frau – sondern Person

Das Gesetz für Intersexuelle kann Leben retten.
Sexuelle Identität: Es geht nicht um "Gendergedöns".
Es geht nicht um „Gendergedöns“. © Peter Steffen/dpa

Die meisten neuen Gesetze sind Ausdruck eines Sinneswandels. Zum Jahreswechsel nun ist eines in Kraft getreten, das zu einem Wandel des Sehens führen könnte. Es gibt schätzungsweise 160.000 Menschen in Deutschland, die weder Mann noch Frau sind. Bisher wurden sie von der Masse der Bevölkerung ebenso ignoriert wie von der Rechtsordnung. Künftig können sie sich im Geburtenregister als „divers“ eintragen lassen. Erst jetzt, im Jahr 2019, gewährt ihnen der Staat die formale Anerkennung ihrer Identität.

Womöglich führt dies dazu, dass mehr von ihnen überleben werden.

Die Rede ist nicht von Transsexuellen (also Menschen, die eine weibliche oder männliche Identität haben, aber im „falschen Körper“ geboren wurden). Die Rede ist schon gar nicht davon, dass sich jemand aussuchen könnte, welches Geschlecht er/sie/es gern hätte. Es geht nicht um „Gendergedöns“. Es geht darum, dass Personen, die (etwa aufgrund eines fehlenden zweiten Geschlechts-Chromosoms) biologisch zwischenden Geschlechtern stehen, nun sichtbar werden wie jede(r) andere auch. Wenn der Staat zu Beginn ihres Lebens diesen Menschen keine entsprechende Anerkennung gewähre, so urteilte das Bundesverfassungsgericht im Oktober 2017, dann erschwere dies den Betroffenen, „sich in der Öffentlichkeit als die Person zu bewegen und von anderen gesehen zu werden, die sie in geschlechtlicher Hinsicht sind“.

Statistisch ist jedes 500. Neugeborene intersexuell, also dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen. Jeder Deutsche müsste also einige Intersexuelle kennengelernt haben; in der Schule, im Sportverein, an der Uni, in der Firma. Vielleicht kennen Sie sogar einige, ohne es zu wissen, denn viele intersexuelle Personen leben männliche oder weibliche Identitäten.

Viele haben es aber gar nicht erst an die Uni oder in einen Job geschafft. Weil sie die Gesellschaft als Zwang zu unmöglicher Anpassung erleben, leiden viele Intersexuelle unter mangelndem Selbstwertgefühl. Sie ziehen sich zurück und wählen häufiger den Suizid als andere Menschen. Was jetzt passiert, hilft vielleicht, einen oft steinigen Lebensweg leichter zu ertragen.

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